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Partizipation

Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Begriff Partizipation übersetzt mit Beteiligung, Teilhabe, Teilnahme, Mitwirkung, Mitbestimmung, etc.

Die Partizipation von Kindern und Jugendlichen ist ein Schlüsselthema der gesellschaftlichen Entwicklung im 21. Jahrhundert. Seit 25 Jahren haben Kinder offiziell das Recht auf Beteiligung. 1990 wurde das SGB VIII (Kinder- und Jugendhilfegesetz) auf den Weg gebracht und trat 1991 in Kraft. Die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen zieht sich als Handlungsprinzip durch unterschiedliche Paragrafen des SGB VIII.

In der Pädagogik wird mit dem Begriff Partizipation das Einbeziehen der Kinder und Jugendlichen in allen sie betreffenden Entscheidungen beschrieben. Die Kinder und Jugendlichen werden als Gesprächspartner ernst genommen. Im pädagogischen Handeln erleben wir, wie viel wirksamer gemeinsam formulierte Ziele und Absprachen sind und welche Tragfähigkeit sie dadurch bei der Umsetzung erhalten. Kinder und Jugendliche erleben sich in der gemeinsamen Entscheidung als (selbst-)wirksam, ihre Persönlichkeits- und Sozialkompetenzen werden durch die Auseinandersetzung mit sich selbst und anderen gestärkt und nicht zuletzt lernen sie, im Prozess des Aushandelns, was Demokratie konkret bedeutet.

»Demokratie lebt vom Streit, von der Diskussion um den richtigen Weg.«
Richard von Weizsäcker

In der Evangelischen Jugend- und Familienhilfe gGmbH sind die Hilfeplanung, das Leben in der Gruppe und die gruppenübergreifenden Einflussmöglichkeiten die drei Säulen der Partizipation.

Die Vorabinformation zum Hilfeplangespräch wird anteilig mit den Kindern und Jugendlichen entwickelt. Die Entwicklung der Ziele wird fortlaufend mit den Kindern und Jugendlichen bearbeitet und sie werden bestärkt darin, eigene Ziele zu formulieren. Jedes Kind, jede/r Jugendliche kann am Hilfeplangespräch teilnehmen. Sie werden ermutigt, ihre Wünsche und eigenen Themen in das Hilfeplangespräch einzubringen, sie wählen selbst, wie sie ihre Wünsche vorstellen wollen oder beauftragen einen Pädagogen. Die Benennung der schon erreichten Ziele fördert das Selbstbewusstsein der Kinder und Jugendlichen und deren Einbeziehung in die Hilfeplanung wirkt sich positiv auf den Hilfeverlauf aus.

Gelebte Partizipation wird in unterschiedlichen Gestaltungsformen z.B. bei den regelmäßigen Gruppenabenden oder Kinderteams sichtbar. Dabei beteiligen sich die Kinder und Jugendlichen an Planung und Gestaltung. Sie lernen Kommunikations- und Verhaltensregeln, die sie im Schutz des Gruppenalltags ausprobieren können. Sie erleben sich in der Verantwortung für die Wahl und in der Bearbeitung der Themen als wirksam und wichtig. Sie sind beteiligt an allen sie betreffenden Themen des Alltags, aber auch an der Planung von Freizeiten und der Gestaltung des Zusammenlebens.

In der Wohngruppe haben die Kinder und Jugendlichen Einfluss auf die Gestaltung ihres eigenen Zimmers, können entscheiden, wie sie ihre Freizeit gestalten, ob sie einem Verein beitreten möchten oder ein Instrument erlernen wollen. Sie handeln beispielsweise aus, was am Wochenende gekocht wird, welche Sendung geschaut wird, was sie gemeinsam spielen, wann aufgeräumt wird, um einige Beispiele zu nennen.

Die Kinder und Jugendlichen können auf eigenen Wunsch zu ihren Belangen an der Teamsitzung teilnehmen.

Auch gruppenübergreifend wird Beteiligung gelebt. So werden gemeinsame Feste und Veranstaltungen unter Einbeziehung der Kinder und Jugendlichen geplant und vorbereitet.

Die Gruppensprecher der Kinder und Jugendlichen des Stammhauses und der KWG Kaarst-Büttgen treffen sich regelmäßig im Kinder- und Jugendrat. Hier handeln die Kinder und Jugendlichen untereinander aus, welche Themen für sie wichtig sind und besprochen werden sollen und woran sie beteiligt werden möchten. Sie besprechen und entwickeln Lösungsmöglichkeiten und Ideen. Darüber gehen sie dann in den Austausch mit dem zuständigen Koordinator, beschreiben ihre Wünsche, Vorstellungen und Ideen und handeln aus, wie diese umgesetzt werden können.

Zur Begleitung von Kindern, Jugendlichen und PädagogInnen haben wir eine Stelle für Partizipation geschaffen. Frau Gellweiler unterstützt bei Fragen oder der Entwicklung von passenden Ideen und Denkansätzen und steht als Ansprechpartnerin bei Fragen rund um das Themen Partizipation und Kinderrechte zur Verfügung. Sie hat mit den Kindern und Jugendlichen zusammen die Kinderrechtebroschüre entwickelt und koordiniert auch das Kinder- und Jugendparlament.

In den gestalteten Hilfeplanprozessen und auch im Alltag entstehen im Miteinander immer wieder Konflikte und Kommunikationsstörungen. Diese Störungen müssen angesprochen werden. Schon bei Hilfebeginn werden die Kinder und Jugendlichen sowie ihre Sorgeberechtigten durch unsere Kinderrechtebroschüre und die Postkarte „gemeinsam Wege finden“ über ihre Beschwerdemöglichkeiten informiert. Die Kinder und Jugendlichen können sich über die dort angegebene Mailadresse direkt an die Geschäftsführung wenden.

Anhand standardisierter Verfahren werden alle Angebote zur Partizipation unter Beteiligung der bei uns lebenden Kinder und Jugendlichen regelmäßig bewertet.

Broschüre zum Blättern

Hier können Sie das Heft online ansehen.